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Zykliker unter Druck – Nervosität beherrscht das Börsengeschehen

Der jüngste Ausverkauf an den Aktienmärkten hat dazu geführt, dass dank deutlich tieferen Kursen die Bewertungskennzahlen ­wieder etwas attraktiver erscheinen. Wie immer unter dem Vorbehalt, dass die impliziten Gewinnschätzungen nicht zu hoch angesetzt sind. Die Wirtschaftsindikatoren in Europa deuten auf ein Abflachen der Dynamik hin. Der Konsens geht entsprechend von einer Abschwächung des Gewinnwachstums im kommenden Jahr aus. Die entscheidende Frage ist, wie stark diese ausfallen wird. Von einem Einbruch kann jedoch nicht gesprochen werden. Die OECD prognostiziert für 2019 immer noch ein robustes globales Wachstum von rund 3%, was eine moderate Steigerung der Gewinne impliziert. Darüber hinaus hat der US-Notenbank-Chef Powell eine gemächlichere Gangart bei künftigen Zinsschritten angekündigt. Spürbaren Aufwind würde ein Ende des US-Handelsstreits bringen. Momentan besteht ein 90-tägiges Stillhalteabkommen zwischen den USA und China. Es bleibt zudem abzuwarten, wie sich das Ende der Liquiditätsversorgung durch die Europäische Zentralbank auf den Aktienmarkt auswirkt.

Für viele Marktbeobachter ist die Sache einfach: Europäische Aktien haben «Nachholpotenzial» – vor allem gegenüber US-Papieren. Meist wird mit der – oberflächlich betrachtet – oben angesprochenen günstigeren Bewertung argumentiert. Dass die stark zyklische Schlagseite der meisten europäischen Aktienindizes auch höhere Risikoprämien und somit eine in der Gesamtoptik niedrigere Bewertung rechtfertigt als der sehr viel ausgewogenere US-Markt, liest man hingegen nur selten. In den USA finden sich zudem zahlreiche Wachstumsstorys, die es in Europa in diesem Umfang nicht gibt. Nur gerade ein Drittel des Gewinnanstiegs amerikanischer Titel war auf Trumps Steuerreform zurückzuführen – der Rest auf höhere Umsätze und Margen. Solange diese Diskrepanz besteht, wird sich auch diese «Bewertungslücke» zwischen europäischen und ­US-Aktien nicht schliessen.

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